Neuseeland die I. oder: Jeremy die treue Seele.

Nach 17 Stunden Flug, wovon ich 7 Stunden geschlafen habe, kamen wir irgendwie trotzdem nicht erholt früh um 5 Uhr in Auckland, der größten Stadt Neuseelands, an; einen halben Tag voraus zu leben ist doch ziemlich lang. Nach etwa einer halben Stunde waren wir dank dem, vorsicht Ironie, freundlichsten UBER-Fahrer der Welt (wahrscheinlich lags an dem Selfie, dass ich von uns vier gemacht hab), mitten in der Stadt und haben uns erstmal einen 3-stündigen Powernap gegönnt.

Maximale Ausdruckslosigkeit dank Jetlag (man munkelt, dass es sich in den kommenden Tagen ändern sollte).

Endlich Sommer und endlich Meer! Von Auckland selbst haben wir uns in den ersten beiden Tagen nur im Vorbeigehen einen Eindruck verschafft (eigentlich nur auf dem Weg zum Hafen) - Prio 1 hatten das Meer und die Landschaft! Vor Auckland liegen ein paar Inseln, die sich sicher alle lohnen besucht zu werden; wir haben uns für Waiheke Island, eine bewohnte etwas größere Insel und Rangitoto Island, eine kleine unbewohnte mit Urwald bedeckte Vulkaninsel, entschieden. Auf beide Inseln kann man mit der Fähre von Auckland aus fahren. Vom Mount Eden aus, der liegt im Süden der Stadt, hat man vor allen Dingen Nachts einen schönen Blick auf die Umgebung der Stadt und natürlich auf die Stadt selbst.






Eigentlich fing unsere Reise nach Auckland erst so richtig an - wir haben mit unserem treuen Jeremy (einem vorher namenlosen Camper-Van und von Dani liebevoll Jeremy getauft) eine gigantische Zeit auf der Nord- und der Südinsel verbracht. Wir fuhren zuerst in den Norden der Nordinsel, um dann von dort an Auckland wieder vorbei gemütlich Richtung Süden bis Wellington zu fahren. Dort ging's mit der Fähre zur Südinsel, wo wir noch knapp eine Woche Zeit hatten.

Jeremy!


Unser erster richtiger Stopp mit Jeremy war Muriwai Beach. Der Strand ist 50 km lang, was allein schon gigantisch ist, und beherbergt eine der wenigen Kolonien des Australischen Tölpels in Neuseeland. Dann haben wir etwas Strecke gemacht (wir brauchten jeweils das doppelte der Zeit, die Google Maps uns vorgeschlagen hat) um möglichst weit in den Norden zu kommen. Die erste romantische Nacht in Jeremy (ein Schelm wer böses dabei denkt) hatten wir in der Ngunguru Bay, 190 km vom Muriwai Beach entfernt.





Muriwai Beach

Unsere Abendessen bestanden ab dem Zeitpunkt wahlweise aus Pasta und Thunfisch (mit Zitronen-, Thai- oder Pestogeschmack) und Reis. Den gab's zur Krönung entweder mit mittelscharfen oder mit scharfen Bohnen. Zur Verfeinerung kam ab der Hälfte der Reise noch eine Avocado dazu. Lecker. Zum Frühstück gab's Toast mit Avocado, Marmelade, Erdnussbutter und Philadelphia - und 6 Eier. Von unseren Übernachtungsplätzen sind wir immer zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr losgekommen, man hat ja schließlich doch noch Urlaub.





Am nächsten Tag gab's unser erstes Highlight - die Smugglers Bay. Man kann sich gut vorstellen, warum genau dort die Schmuggler ihre Schatztruhen vergruben. Ein paradiesischer Strand zu dem man nur kommt, wenn man vorher 30 Minuten über eine Viehweide läuft. Oder man besitzt, wie wir eben nicht, ein Boot. Wir haben auf der Weiterfahrt erstmals die Offroad-Fähigkeiten von Jeremy unfreiwillig getestet. 24 km mit maximal 20 km/h gab es zu bewältigen. Warum wir das machten - und warum am nächsten Tag nochmal - bleibt eins unser gut gehüteten Geheimnisse; und davon gibt es etliche. Übernachtet haben wir nach dem langen Ritt (ungemütlich war's eigentlich nur für den, der hinten in Jeremy saß) an der Bay of Islands. 


Smugglers Bay

Um weiter in Richtung Norden zu kommen, war der nächste Tag ein reiner Fahrtag. Bis zur Spirits Bay, Janos' Highlight, fasst ganz im Norden der Nordinsel, sind wir gefahren. Und weil es uns dort so gut gefallen hat, sind wir zwei Nächte dort geblieben. Der Zeltplatz, direkt an der 12 km langen Bucht, wird von Maoris (Eigentlich mit einem Querstrich über dem 'a' geschrieben - ich finde ihn nach zig Versuchen einfach nicht) geführt und das Land hat für sie heiligen Charakter. Von dort aus haben wir uns das Cape Reinga angeschaut, sind auf Boards Sanddünen runtergerutscht (inkl. Highspeedsturz von Janos mit anschließender Nackenfäule) und haben am Tapotupotu Beach gebadet. Das Cape Reinga ist der nordwestlichste Punkt Neuseelands - dort treffen die Tasmansee und der Pazifik aufeinander. In der Mythologie der Maori, begeben sich die Seelen der Verstorbenen von dort aus auf eine letzte Reise, um einen Blick zurück nach Neuseeland zu werfen, bevor sie nach Hawaiki, dem Ort ihrer Ahnen, reisen. Wir hatten an der Spirits Bay unseren ersten Regen, keinen Strom und kalte Duschen. Trotzdem würden wir dort jederzeit wieder hinfahren!

Spirits Bay





Cape Reinga



Dann war es auch schon wieder Zeit in Richtung Süden zu fahren. Am späten Nachmittag haben wir auf dem Weg die Abbey Caves aka "Dani's Glühwürmchenhöhle" besucht. Das sind drei Höhlen, die man mit geeigneter Ausrüstung auf eigene Faust betreten kann. Und was wir überhaupt nicht hatten, war eben jene geeignete Ausrüstung. Mit einer freien Hand (in der anderen war das Handy) sind wir immer tiefer in die Höhle gestiegen. Zum Glück hatte keiner von uns Angst vor den Aalen im Wasser ... Nach ein paar Metern gab's kein Tageslicht mehr und wenn man zur Decke geschaut hat, war man der Meinung, es wäre Nacht und am Himmel seien Sterne. Natürlich hielt einer von uns (ich) das dunkle Wasser für einen Stein - dass ich bis zum Hals im Wasser stand, wäre gelogen. Geschlafen haben wir diesmal an der Bream Bay.

Zwei Entdecker aka Indiana Jones für Arme

Und wieder fuhren wir eine weite Strecke - diesmal ging's erst nach Süden, an Auckland vorbei um dann nach Osten in Richtung Coromandel, auf die namentlich weithergeholte Coromandel Peninsula, abzubiegen. Wir haben einen schönen Campingplatz in der Nähe des Hot Water Beach gefunden; der Name kommt daher, da es genügt am Strand ein wenig zu graben und schon kann man im warmen Thermalwasser baden. Für unseren Geschmack war es etwas zu touristisch - das warme Wasser kommt nur an einem sehr kleinen Teil des Strandes zu Tage, weswegen sich genau dort 1000 Menschen tummeln - wir sind lieber ein paar Meter weiter gegangen und hatten den restlichen Strand für uns allein.

Am nächsten Tag gab es eines meiner Highlights. Wir haben etwas nördlich vom Hot Water Beach, am Hahei Beach, eine 3-stündige Kajaktour gemacht. Wir fuhren durch ein Meeresschutzgebiet bis zur Cathedral Cove, einer kleinen Bucht mit atemberaubenden Steinformationen, die unter anderem die Halle eine Kathedrale sein könnte. Übernachtet haben wir am Waihi Beach.




Cathedral Cove



Von dort sind wir über Hobbiton, einem der Drehorte der Hobbit Filme und der Herr der Ringe Trilogie, in das Zentrum der Nordinsel gefahren. Hobbiton habe ich ausgelassen; wären es Drehorte der allerersten Star Wars Trilogie gewesen, hätte ich sicherlich den Eintritt bezahlt ;)

Ohne Worte

Ein Teil der inneren Nordinsel ist geothermisch ziemlich aktiv. Das zeigt sich, wenn man eine tiefe Prise Luft durch die Nase zieht - es riecht nach faulen Eiern. Wir haben auf einem Zeltplatz geschlafen, der direkt neben warmem Quellen lag. So hatten wir beim Baden ein wenig Islandfeeling mitten im Hochsommer. Ein bisschen enttäuscht waren wir vom Lady Knox Geysir (wir hatten uns auch nicht wirklich informiert) - dabei handelt es sich um einen künstlich angelegten Geysir, der nur aktiv ist, wenn man Seife hineinschüttet. Und das passiert genau einmal pro Tag. Wir haben uns noch darüber gewundert, warum uns bei der Fahrt auf den Parkplatz alle Autos entgegenkommen … (Das Spektakel war seit 5 Minuten vorbei).

Umso besser hat uns das direkt daneben liegende Wai-O-Tapu gefallen. Dabei handelt es sich um ein Geothermalgebiet unter anderem mit Kratern, heißen Quellen und durch Minerale verfärbte Seen. Ein eineinhalbstündiger Wanderweg führt einmal drumherum. Danach haben wir am südlichen Zipfel des Lake Taupo direkt am See geschlafen.








Romantik pur

Da wir Sehnsucht nach dem Meer hatten und ohnehin weiter in Richtung Süden mussten, haben wir, um den Weg zu unserer Fähre auf die Südinsel am Folgetag etwas zu verkürzen, eine Nacht am eher unspektakulären Himatangi Beach verbracht. Trotzdem hatten wir Bier und Sonnenuntergang - zwei von zwei Zutaten um einen Tag perfekt ausklingen zu lassen. Von dort sind wir am nächsten Tag nach Wellington, in die Hauptstadt Neuseelands gefahren. Wellington beherbergt von den insgesamt 4,8 Millionen Einwohnern Neuseelands nur etwa 200.000, was sie recht gemütlich macht. Bevor Wellington Hauptstadt wurde, war es übrigens eine kurze Zeit Russell, das in der Bay of Islands liegt.


Nigel am Fotografieren

Choose a team


Unsere Fähre nach Picton auf der Südinsel fuhr erst um 17:00 Uhr, weswegen wir noch ein wenig Zeit in Wellington hatten. Die Zeit haben wir dazu genutzt, um uns Wellington von Oben anzusehen. Vom Mount Victoria, der sich super zu Fuß erklimmen lässt, ist der ideale Punkt dafür. Wir sind pünktlich gestartet und kamen nach 3,5 Stunden auf der Südinsel an. Wir haben uns noch schnell in der Nähe einen Schlafplatz gesucht und konnten am nächsten Morgen mit der Erkundung der Südinsel beginnen.


3,5 Stunden dauert die Fahrt von Wellington nach Picton

Unser nächstes Ziel hieß Nelson, eine Stadt an der Tasman Bay - eigentlich war sie auch nur deswegen unser Ziel. Wir wollten so viel Zeit wie möglich in der Natur verbringen und so wenig in Städten oder auf der Straße (was sich nicht ganz vermeiden ließ, bei der relativ kurzen Zeit die wir hatten und den vielen Dingen, die wir sehen wollten). Bevor wir dort ankamen, haben wir eher zufällig einen Halt am Pelorus River gemacht. Unterhalb der Pelorus Bridge gibt es wunderbare Stellen um in dem kalten Gebirgswasser zu baden. Von Nelson selbst haben wir nicht so viel gesehen, da unsere Prio 1 mal wieder der Pazifik war.





Nigel Walz mit der Bastelschere in seinem Salon in Gerlingen

An der Buller Bay, in der Nähe von Westport und unserem nächsten Ziel, an der Westküste der Südinsel, lebt eine kleine Kolonie Seehunde. Zur Kolonie kommt man über einen kurzen Wanderweg und kann die Tiere, wenn man etwas Glück hat wie wir, hautnah erleben! Das Kap an dem die Tiere leben heißt Cape Foulwind und James Cook gab ihm 1770 den wetterabhängig passenden Namen. Uns hat es dort so gut gefallen, weswegen wir zwei Tage dort geblieben sind - nebenbei konnten wir unsere Skills auf dem Trampolin erheblich steigern.











Dann war ein ganz besonders schöner Straßenabschnitt dran - die Küstenstraße von Westport bis Greymouth. Der Regenwald wächst bis an die Straße runter und wird eigentlich auch nur von ihr abgehalten, bis ganz ans Meer zu wachsen; ein absolut traumhafter Flecken Erde. Auf halber Strecke haben wir uns die Pancake Rocks angeschaut - der Name kommt daher, da sie aussehen wie übereinanderliegende Pfannkuchen - und sind weiter bis nach Greymouth gefahren, wo wir geschlafen haben.





Pancake Rocks



Von den vielen Tagen, die wir auf dem wunderbaren Fleckchen Neuseeland verbracht haben, hatten wir bis auf zwei Tage durchgehend Sonne und um die 25°C. Wirklich "baden" bei 17°C Wassertemperatur war nicht drin, zumindest abkühlen konnten wir uns aber.


Tja und dann war leider schon Zeit, die Heimreise anzutreten. Wir mussten noch an die Ostküste fahren, da Janos und Dani von Christchurch über Auckland nach Hause geflogen sind. Für die West-Ost-Querung haben wir uns ein schönes Stück Landschaft rausgesucht - die Route 73 führt durchs Gebirge am Arthurs Pass vorbei. Wir haben eine kleine Wanderung zum Wasserfall Devil's Punchbowl gemacht und haben mitten im Gebirge übernachtet. Ohne Lichtverschmutzung hatten wir einen sagenhaften Blick auf die Sterne. Was uns ohnehin während der gesamten Reise aufgefallen ist: Außerhalb der großen Städte, ist es längst nicht so hell wie bei uns, weswegen man oft einen ungetrübten Blick in den Nachthimmel hat.







Von dort ging's morgens zu unserem letzten Aufenthaltsort - Christchurch. Wir haben den halben Tag in der Sonne und im Botanischen Garten verbracht, bevor es am nächsten Tag zum Flughafen ging. Vorher haben wir noch Jeremy, dem treuen Ding, lebewohl gesagt und uns anschließend unter Tränen selbst verabschiedet ;)

Ciao.

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